Der Ausbau der Windkraft auf See stellte die Berufsfischer an Schleswig-Holsteins Westküste vor zunehmende Probleme. Bisher war ihnen die Querung der Windparks nur bei ruhiger See, guter Sicht und wenig Wind gestattet. Bei typisch rauem Nordseewetter mussten sie so immer weitere Umwege zu ihren Fanggründen in Kauf nehmen. Bei einem runden Tisch, den die Bundestagsabgeordneten Mark Helfrich und Michael von Abercron (beide CDU) mit Fischern, Windparkbetreibern und den zuständigen Behörden initiierten, gelang es schließlich, einen Kompromiss auszuhandeln, der nun Schritt für Schritt zur Umsetzung kommt. Im Offshore-Windpark-Cluster nördlich von Helgoland wird es mit der noch in diesem Monat anstehenden Veröffentlichung einer Allgemeinverfügung erste reale Verbesserungen für die Fischerei geben. Damit dürfen gewerbliche Fischer bei Sturm bis Stärke acht (Windgeschwindigkeiten von bis zu 74 km/h) und einer eingeschränkten Sichtweite von 500 Metern die Windparks queren. Für Sportboote bleibt es bei den bisherigen Werten von Windstärke sechs und mindestens 1000 Metern Sicht.
„Berufsfischern mehr Spielraum als Freizeit-Skippern zu geben, ist eine gute und richtige Entscheidung“, sagt Helfrich: „Unsere Fischer sind Profis, die nach langjähriger Arbeit auf See genau einschätzen können, wann eine Durchfahrt ohne Gefahr für Mensch, Boot und Windkraftanlagen möglich ist.“
Fischerei mit Schleppnetzen oder ähnlichem bleibt in den großen Sicherheitszonen der Windparks strikt verboten, um eine Beschädigung von Seekabeln auszuschließen. Zu einer Alternative mit wachsender Bedeutung könnte sich aber die jetzt in bestimmten Bereichen der Sicherheitszone erlaubte Fischerei mit fest verankerten Reusen und Körben entwickeln. „Die Berufsfischerei erlebt ohnehin keine einfachen Zeiten, daher begrüße ich jeden Ansatz für neue Betätigungsfelder“, sagt Helfrich. Die Abstimmung der Interessen von Fischerei und regenerativer Energieerzeugung sieht er als fortlaufenden Prozess für die nächsten Jahre: „Ohne Windparks auf See ist das Ziel der Klimaneutralität nicht zu erreichen, wir stehen aber natürlich auch gegenüber unseren Berufsfischern in der Verantwortung. Hier müssen wir immer wieder nachjustieren und Erfahrungswerte auch aus anderen Ländern einfließen lassen, um für beide Seiten den besten Weg zu finden.“